Individuelle Leistungen bilden eine zentrale und beinahe unhinterfragte
Referenz für die Legitimierung schulischer Selektion. Leistungen zu
erbringen, bzw. sich als Leistungsträger zu begreifen, ist jedoch
keineswegs selbstverständlich – so beschäftigen sich
kulturwissenschaftlich ausgerichtete Studien in der
Erziehungswissenschaft vermehrt mit der Untersuchung von Praktiken der
Hervorbringung von Leistungssubjekten im schulischen Feld und den auf
diese verweisenden Ordnungsregimen, die eine Leistung innerhalb des
Systems Schule erst als gut oder schlecht identifizierbar werden lassen.
Gerade auch in Verbindung mit der Diagnose von Störungen (AD(H)S,
Dyskalkulie u.a.), die die Leistungsfähigkeit der Schüler*innen
betreffen, werden dabei Chancengleichheit oder Leistungsgerechtigkeit
noch einmal mehr zu problematischen, schwer zu bestimmbaren Einsprüchen
im pädagogischen Feld. Leistung als einen selbstverständlichen aber in
sich widersprüchlichen Bezugspunkt der Institution Schule zu
analysieren, ermöglicht es, zugleich die Berufsrolle von Lehrer*innen in
ihren sozialen und gesellschaftspolitischen Dimensionen reflektieren zu
können sowie die Institution Schule als einen (politischen) Ort der
Hervorbringung und Verschiebung sozialer ‚Wahrheiten‘ und
Rechtfertigungsstrategien zu verstehen. Die intensive Lektüre von
wissenschaftlichen Texten sowie die Mitarbeit im Seminar sind
grundlegend für eine erfolgreiche Seminarteilnahme.
- Dozent:in: Julia Golle