Während der soziologische Mainstream des 20. Jh. dazu tendierte, binär zwischen vor-moderner und moderner Gesellschaft zu unterscheiden (bspw. bei Niklas Luhmann als stratifizierte/funktional differenzierte Gesellschaft), lassen sich seit geraumer Zeit zunehmend Versuche beobachten, interne Transformationsprozesse innerhalb des historischen Verlaufs der Moderne konzeptionell zu erfassen. Aus dieser Perspektive können unterschiedliche gesellschaftliche Formationstypen (wie bspw. die frühe Industriegesellschaft des 19. Jh., der europäische Faschismus und Totalitarismus des 20. Jh., die Konsumgesellschaft der Nachkriegszeit, die spätmoderne Gesellschaft nach dem Ende des Organisierten Kapitalismus usw.) in Rechnung gestellt und dennoch als historisch je spezifische Ausprägung von Modernitätsphasen perspektiviert werden. Dadurch wird es dann möglich, zeitgenössische gesellschaftlichen Strukturen („Datengesellschaft” etc.) aus ihrer gesellschaftshistorischen Entwicklung heraus zu verstehen. Genau dieser Versuch wird im Seminar unternommen, indem die Entwicklung von der Organisierten Moderne des frühen 20. Jh. hin zur Reflexiven Moderne am Jahrtausendende nachvollzogen wird, um auf dieser Grundlage dann schließlich aktuelle Wandlungsprozesse in den Blick zu nehmen.