Wie sehen Wissensräume im 21. Jahrhundert aus? Und wodurch unterscheiden sie sich in ihren Architekturen, Nutzungsformen, Diskursen und Selbstverständnissen von solchen des 19. bzw. des 20. Jahrhunderts?

Das Seminar geht von der Überlegung aus, dass wir in der Gegenwart möglicherweise nicht mehr wesentlich durch Repräsentation regiert werden, sondern auch durch andere Mechanismen, die sich als Logistiken, Mathematiken und Infrastrukturen beschreiben lassen – kurz durch Systeme, die auf uns zugreifen. Im September 2015 hielten Irit Rogoff und Stefano Harney in diesem Sinne ein Seminar im Rahmen der Bergen Assembly in Norwegen, das sie mit eine Frage zu den Bedingungen der Gegenwart betitelten: 'How Not to be Accessed Thusly'? Sie nahmen dabei Bezug auf Michel Foucaults Definition der Kritik, als „Nicht-Dermaßen-Regiert-Werden. Lassen sich also – so könnten wir mit Rogoff und Harney fragen – Diskurse, Gestaltungsstrategien und Raumpraktiken entwickeln, die sich den Regierungsformen der Gegenwart widersetzen? Gemeinsam versuchen wir all diese Fragen zu verstehen und anhand von Analysen von Räumen nachvollziehbar zu machen. Dabei geht es – durchaus auch im Hinblick auf die Entwicklungen für den Neubau des documenta Instituts in Kassel – auch darum, mögliche Visionen für emanzipatorische Institutionen im 21. Jahrhundert zu entwickeln. Dabei wollen wir den Wirklichkeitssinn mit dem Möglichkeitssinn verbinden: Was sollten diese also ermöglichen? Wie könnten sie organisiert sein? Wie sähen sie aus?

 
Die Lehrveranstaltung findet geblockt statt. Sie bildet den ersten Teil eines in Kooperation Prof. Gabriele Franziska Götz (Professorin für Redaktionelles Gestalten) und wird in Form von praktischen Arbeiten (publizieren als künstlerische Praxis) mit dieser weitergeführt werden. Termine für den zweiten Teil: 05. Dezember 2019, 16. Januar 2020, 23. Januar 2020, 06. Februar 2020, 13. Februar 2020.

 


Die Gemäldegalerie Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe bietet einen hochkarätigen Überblick über die Entwicklung der europäischen Malerei vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Das Seminar ist besonders für Studienanfänger geeignet und bietet eine Einführung in die Besonderheit und die historische Entwicklung der klassischen Bildgattungen der Malerei, der Historienmalerei, dem Porträt, der Landschaftsmalerei, der Genremalerei und dem Stillleben. Die 14-tägigen Doppelsitzen kombinieren jeweils die gemeinsame Lektüre zentraler Quellentexte zu den malerischen Gattungen mit der gemeinsamen Betrachtung exemplarischer Gemälde der Sammlung Alte Meister.


Das Seminar hat die Entwicklung der amerikanischen Kunst von den späten 1950er und bis in die 1990er Jahre zum Thema. Im Zentrum stehen ausgewählte Positionen der Pop Art, Minimal Art, Land Art, Pictures Generation, Appropriation Art und Institutional Critique sowie die im Kontext dieser Bewegungen entstandenen kunsttheoretischen Schriften. Zentrale Aspekte all dieser Bewegungen können als kritische Reaktionen auf Schlüsselkonzepte einer früheren Phase der Moderne verstanden werden. Die amerikanische Kunst der Nachkriegszeit war anfangs von sehr klaren Vorstellungen darüber geprägt, was Kunst ist und welche Gesetzmäßigkeiten ihr zu Grunde liegen. Medienspezifität, Selbstreferenzialität sowie die Vermeidung jeglichen Illusionismus sind Schlüsselbegriffe der spätmodernen Kunsttheorie, wie sie u.a. der einflussreiche Kritiker Clement Greenberg im Kontext des Abstrakten Expressionismus entwickelt hat. Bereits in den 1950er Jahren wurden diese Positionen von Künstlern wie Robert Rauschenberg, Andy Warhol oder Jasper Johns hinterfragt. Das hier vorherrschende Interesse an Strategien wie Serialität, Ready Made und an der Überschreitung von medialen Grenzen ist zugleich kritische Revision modernistischer Konzeptionen von künstlerischer Autonomie und von künstlerischer Originalität. Die theoretischen Debatten, die diese Entwicklungen auslösten, bilden ihrerseits den Ausgangspunkt für die nachfolgenden Bewegungen von Minimal Art bis hin zu Institutional Critique.

 

Das Seminar besteht aus Lektüresitzungen und aus Veranstaltungen, die sich exemplarisch mit ausgewählten Arbeiten der genannten künstlerischen Bewegungen beschäftigen. Einen Schwerpunkt der Veranstaltung wird die „Institutional Critique“, vor allem Arbeiten und Texte von Andrea Fraser bilden. 

 

Teil des Seminars bildet außerdem eine gemeinsam mit Prof. Nora Sternfeld durchgeführte Tagesexkursion ins Museum für Moderne Kunst Frankfurt (MMK). Wir besuchen dort die Ausstellung „Museum“, die an das Thema der Institutionskritik anknüpft und künstlerische Positionen vorstellt, die versuchen, den Raum des Museums neu zu denken.


Case Studies sind eine mögliche Herangehensweise der Ausstellungsstudien, die ForscherInnen die Möglichkeit eröffnen, Ausstellungen oder Teilaspekte kuratorischer Kontexte ausgehend von Forschungsfragen anhand von unterschiedlichen Quellen wie etwa Archivmaterialien, AV-Medien, Interviews bzw. Beschreibungen oder visuellen Strategien detailliert zu untersuchen. Welche Fragen lassen sich dabei an Ausstellungen richten? Wie lässt sich diesen nachgehen? Wo bzw. mit welchen Mitteln lassen sich Quellen finden? Was lässt sich dabei in Erfahrung bringen? Und wie lässt sich das beschreiben? Das Seminar hat Werkstattcharakter. Gemeinsam widmen wir uns Ausstellungen und Episoden der documenta-Geschichte, die bisher wenig erforscht sind und erarbeiten so die eine oder andere Neuperspektivierung der Ausstellungsgeschichtsschreibung bzw. der transdisziplinären Ausstellungsstudien.

 

Die Veranstaltung ist im Studiengang der Kunstwissenschaft angesiedelt und richtet sich ebenso an Studierende der künstlerischen Studiengänge wie an Studierende der Universität Kassel, die sich für Ausstellungsstudien interessieren.

 

Literatur und Link:

 

·       Afterall, Exhibition Histories Series, https://www.afterall.org/books/exhibition.histories/exhibition-histories

·       ARGE schnittpunkt (Hg.), Handbuch Ausstellungstheorie und -praxis, Wien 2013.

·       Joachim Baur (Hg.): Museumsanalyse. Methoden und Konturen eines neuen Forschungsfeldes, Bielefeld 2010.

·       Claire Bishop, Radical Museology, London 2013.